Schulungsprogramm PRODECIDE

Kurzbeschreibungung des Schulungsprogramms

Das Schulungsprogramm besteht aus den folgenden Modulen:

 

- Modul A: Entscheidungsprozesse und Methodenwissen

 

- Modul B: Entscheidung „Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)“

 

- Modul C: Entscheidung „Freiheitseinschränkende Maßnahmen(FEM)“

 

- Modul D: Entscheidung „Antipsychotika (AP)“

 

Modul A stellt die Grundlage für die folgenden themenspezifischen Module (B, C und D) dar und steht daher am Beginn jeder Schulung. Modul A umfasst zwei Teile:

1. Es werden themenunspezifische Entscheidungsprozesse in der Gesundheitssorge reflektiert. Berücksichtigung finden dabei verschiedene Entscheidungskonzepte sowie die Diskussion um das Rollenverständnis verschiedener Entscheidungsbeteiligter. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren, wie individuell Entscheidungen sind und welche Komponenten eine Rolle spielen können. Im Anschluss wird das "abgestufte Verfahren" präsentiert, welches die Anwendung der unterschiedlichen Entscheidungskonzepte in Abhängigkeit von der Entscheidungsfähigkeit des Betreuten und rechtlicher Vorgaben festlegt (Eigener Wille - Patientenverfügung - mutmaßlicher Wille - informierte Entscheidung = zum Wohle des Betreuten). Insbesondere werden Unsicherheiten bezüglich der Feststellung des mutmaßlichen Willens und des Konzeptes „zum Wohl der/des Betreuten“ diskutiert.

2. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben methodische Grundkenntnisse zur Abwägung von Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen und lernen verschiedene Studiendesigns kennen. Hierdurch verstehen sie exemplarisch, dass Informationen zu medizinischen Maßnahmen kritisch hinterfragt und die Qualität der Information überprüft werden sollen.

 

Die themenspezifischen Module B, C und D sind strukturell ähnlich aufgebaut: Es wird die jeweilige Maßnahme (PEG, FEM, Antipsychotika) definiert und gezeigt, wann und wie häufig sie angewendet wird. Es werden jeweils evidenzbasierte Fachkenntnisse zu Nutzen, fehlendem Nutzen und Schaden der Maßnahme präsentiert. Dabei wird zur Beurteilung der Qualität der Evidenz auf Inhalte aus Modul A (Methodenwissen) zurückgegriffen. Alternativen werden unter dem Aspekt angesprochen, dass jeweils individuelle Lösungen gefunden werden müssen. Hierbei wird auf die Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückgegriffen und auf weiterführende Literatur verwiesen (z.B. auf die evidenzbasierte Praxisleitlinie zur Vermeidung von FEM). Zu allen Themen werden die relevanten rechtlichen Aspekte angesprochen und jeweils die Rolle der Betreuerin oder des Betreuers im Entscheidungsprozess diskutiert.

 

Neben den Schulungsmaterialien wurden laienverständliche Informationsbroschüren entwickelt. In jedem der Module wird außerdem eine Form der Informationsquelle vertieft, z.B. Leitlinien oder eine Entscheidungshilfe. Für Interessierte wird weiterführende Literatur im „Ordner für Weiterleser“ bereitgestellt.

 


Auszug aus dem Curriculum

Module A: Entscheidungsprozesse und Methodenwissen

Ziele

Inhalte

Methoden und Medien

-  Eigene Entscheidungs-prozesse reflektieren

-  Rollen der Entscheidungs- beteiligten erkennen

-  Konzepte der Entscheidungs- findung vergleichen

-   Komponenten von Entscheidungen

-   Rechtliche Aspekte

-   Methoden die Entscheidungsfähigkeit festzustellen

- Diskussion

- Puzzle (Komponenten einer Entscheidung)

- Power Point Präsentation

- Broschüre Betreuungsrecht1

-  Unterschiede von Informationsquellen erfassen

-  Relevanz von Evidenz verstehen

-  Beurteilung von Nutzen und Schaden anhand von Studien

-   Definition von Nutzen und Schaden medizinischer Interventionen

-   Vergleich von exemplarischen Studienergebnissen

- Beispiele zur Beurteilung von Nutzen und Schaden

- Gruppenarbeit: Auszug aus Publikationen zur Hormon- therapie zur Prävention von Demenz

Module B: Entscheidung „Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)“

Ziele

Inhalte

Methoden und Medien

-  Vergleich der Indikationen für eine PEG allgemein und bei Demenz

-  Evidenz zu Nutzen und Schaden einer PEG bei Demenz kennen

-   Grundlegendes Wissen PEG

-   Zusammenfassung der Evidenz: Überleben, Lebens-qualität, Ernährungsstatus, Dekubitus, Pneumonie

-   Rechtliche Aspekte

- Power-Point-Präsentation

- Evidenzbasierte Informationsbroschüre PEG

- Gruppenarbeit: Fallbeispiel

- Entscheidungshilfe “Künstliche Ernährung im Alter”2

Module C: Entscheidung „Freiheitseinschränkende Maßnahmen(FEM)“

Ziele

Inhalte

Methoden und Medien

-  Zusammenhang zwischen Gründen für und der Häufigkeit von FEM herstellen

-  Alternativen kennen

-  Eigene Rolle im Entscheidungsprozess kennen

-   Definition / Beispiele zu FEM

-   Zusammenfassung der Evidenz: Stürze und sturzbedingte Verletzungen, Todesfälle, Lebensqualität

-   Rechtliche Aspekte

- Power-Point-Präsentation

- Evidenzbasierte Informationsbroschüre FEM

- Evidenzbasierte Praxisleitlinie zur Vermeidung von FEM3

- Diskussion

Module D: Entscheidung „Antipsychotika (AP)“

Ziele

Inhalte

Methoden und Medien

-  Wirkung und Indikation von typischen und atypischen AP unterscheiden

-  “off-label” definieren

-  Signifikanz und Relevanz von Effekten diskutieren

-   Ziele einer Medikation (Heilung, Symptome lindern, Pflege erleichtern)

-   Zusammenfassung der Evidenz: herausforderndes Verhalten, Nebenwirkungen

- Power-Point-Präsentation

- Evidenzbasierte Informationsbroschüre AP

- Leitlinien Empfehlungen

- Gruppenarbeit: Fallbeispiel

- Checkliste Verschreibung AP

 

 

1 Bundesministerium der Justiz (BMJ). Betreuungsrecht, https://www.bmjv.de/SharedDocs/Publikationen/DE/

Betreuungsrecht.html (Zugriff 26.05.2016).

 

2 AOK die Gesundheitskasse. Künstliche Ernährung im Alter - Eine Entscheidungshilfe für Angehörige.

https://www.aok.de/inhalt/entscheidungshilfe-kuenstliche-ernaehrung-im-alter/ (Zugriff 27.04.2016).

 

3 Köpke/Möhler/Abraham et al. Leitlinie FEM - Evidenzbasierte Praxisleitlinie. Vermeidung von freiheits-

einschränkenden Maßnahmen in der beruflichen Altenpflege. http://www.leitlinie-fem.de/ (Zugriff 26.05.2016).

 


Auszüge Schulungsmaterial